Suche
Suche
Close this search box.
Ein Gespräch mit Sébastien Martineau und Stéphane Hubert
Sébastien Martineau

2020 war in mehrfacher Hinsicht ein sehr spezielles Jahr. Wie analysieren Sie die Entwicklung der Hebezeug-Märkte in diesem Zeitraum?

Sébastien Martineau: Vor der Gesundheitskrise hatten wir bereits ein sehr ruhiges Jahr 2020 vorausgesehen. Die Entwicklung unserer Märkte ist von Natur aus zyklisch, und wir hatten aus verschiedenen (gesundheitsunabhängigen) Gründen das Ende eines Aufwärtszyklus erreicht. 2017, 2018 und 2019 waren extrem dynamische Jahre. Aber letztendlich ist die Bilanz trotz dieser beispiellosen Krise, die diesen Abwärtstrend noch verstärkt hat, für die zwölf Monate des Jahres 2020 gar nicht so schlecht.

Global gesehen hatten wir ein sehr starkes erstes Quartal, im Einklang mit der Dynamik des Jahres 2019, auf das im Frühjahr mit der Ausbreitung von Covid-19 ein plötzlicher Stillstand folgte, während die Auftragslage im Sommer wieder sehr dynamisch anzog. Diese Dynamik ließ im Herbst wieder nach, verstärkte sich aber in den letzten beiden Monaten des Jahres erneut. Es war also weniger ein schlechtes als vielmehr ein sehr wechselhaftes Jahr, in dessen Verlauf Haulotte seine weltweite Marktposition noch weiter festigen konnte.

Stéphane Hubert

Sind diese Trends auf allen Kontinenten zu beobachten?

Stéphane Hubert: Nein. Die Unterschiede zwischen den Regionen oder Kontinenten sind groß.

Die Märkte in Asien und Ozeanien haben sich sehr gut gehalten und im Frühjahr wieder nachhaltig Fahrt aufgenommen. Dies gilt insbesondere den gigantischen chinesischen Markt. China ist das einzige Land, wo auch 2020 ein positives Wachstum bei den Gerätekäufen zu verzeichnen war. In diesem Zusammenhang sollte erwähnt werden, dass China in diesem Jahr der (aus Volumensicht) wichtigste Markt für Hebezeuge geworden ist. Auch Korea, Australien und Japan haben sich – wenn auch in geringerem Maß – sehr gut gehalten, und die Nachfrage ist stark und nachhaltig.

Die Region Naher Osten (und Afrika) ist seit einigen Jahren mit einem strukturellen Rückgang der Investitionen konfrontiert. Die Gesundheitskrise hat diesen Rückgang nur weiter verstärkt.

Die Region Europa (im weitesten Sinne) hat sich deutlich besser gehalten, als erwartet wurde. In Frankreich, Deutschland, Spanien, Italien und sogar im Vereinigten Königreich war die Nachfrage weiterhin groß. Hingegen waren die weiter nördlich gelegenen Ländern (Skandinavien, Niederlande) in diesem Bereich zu einem Stillstand gekommen.

In den Regionen Nord- und Südamerika machten sich die Auswirkungen der Pandemie nach einem normalen ersten Halbjahr deutlich bemerkbar und sind es auch heute noch. In Mexiko, Brasilien und Chile hat eine besorgniserregende Wirtschaftskrise begonnen.

Welche Maßnahmen hat die Haulotte Group konkret ergriffen, um dieses Krisenjahr zu meisten?

Sébastien Martineau: In unseren Ergebnisse spiegeln sich selbstverständlich die oben erwähnten Markttrends wider. Die Gesamtjahresaktivität der Haulotte Gruppe hat sich jedoch als widerstandsfähig erwiesen. Dank unserer weltweiten Präsenz mit 21 Tochtergesellschaften, die rund hundert Märkte abdecken, konnte die Geschäftstätigkeit über das Jahr ausbalanciert werden, wodurch die Auswirkungen der Pandemie deutlich abgeschwächt wurden.

Haulotte hat einen Umsatz von 439,6 Mio. € erwirtschaftet. 2019 waren es noch 610,8 Mio. €, der Rückgang im Jahresvergleich beläuft sich also auf -27%. Das laufende Betriebsergebnis beträgt +11,9 Mio. €. Wir haben unsere Fixkosten unter Kontrolle gehalten, ohne Umstrukturierungen vorzunehmen oder die strategischen Projekte des Konzerns zu gefährden. Leider hatten die größtenteils latenten (d.h. nicht zahlungswirksamen) Kursverluste einen erheblichen Einfluss auf das Nettoergebnis, das -27,4 Mio € beträgt.

Durch ihre Größe (2000 Mitarbeitende) und ihre seit Jahren agile Unternehmenssteuerung ist es der Haulotte Group gelungen, durch eine präzise und schnelle Anpassung an rasch wechselnde äußere Umstände gut durch diese raue See zu kommen. Es ist uns gelungen, unsere Produktions- und Vertriebsnetze überall zu regulieren, Hygieneprotokolle effektiv umzusetzen und die Arbeitsmethoden und -zeiten aller unserer Mitarbeitenden anzupassen. Diese Krise hat die Stärke und Anpassungsfähigkeit von Haulotte in komplexen Situationen unter Beweis gestellt.

Stéphane Hubert: Ich möchte hinzufügen, dass wir trotz dieser beispiellosen Umstände mehrere neue Produkte auf den Markt gebracht haben (Star 6 Crawler, HT 16 RTJ). Auch an unseren Innovationen haben wir unermüdlich weitergearbeitet, wie zum Beispiel die Ende des Jahres vorgestellte Scherenarbeitsbühnen der Reihe PULSEO zeigen.

Und im September haben wir unser neue Zentrale „H3“ (Haulotte Higher Headquarter) bezogen.

Wie schätzen Sie die globalen Marktaussichten für Hebezeuge im Jahr 2021 ein?

Stéphane Hubert: Die angekündigte und schnell durchgeführte Impfkampagne dürfte in den kommenden Monaten weltweit erste Ergebnisse zeigen. Wir haben uns auf ein noch verlangsamtes erstes Halbjahr eingestellt, stehen aber für ein deutlich aktiveres zweites Halbjahr in den Startblöcken.

Aus Sicht der globalen Wirtschaftsdynamik dürfte der asiatisch-pazifische Raum – mit dem chinesischen Markt an der Spitze – aber auch mit Korea, Australien, Japan und in geringerem Maß mit der Region Europa die weltweite Nachfrage nach Hebezeugen ankurbeln. Wir nehmen an, dass die Märkte 2022 wieder stärker anziehen, da eine Rückkehr zum Wachstum in Nord- und Südamerika erwartet wird.

Aus regulatorischer Sicht könnte der hauptsächlich in Europa und in Asien zu beobachtende exponentielle Anstieg der sogenannten Low Emission Zones (LEZ) die Nachfrage nach 100% elektrischen Hebegeräten, die keine Abgase erzeugen, ebenfalls einen Boom erleben.

Und welche Wachstumstreiber sind speziell für Haulotte in diesem Jahr zu erwartet?

Sébastien Martineau: Wir stehen vor einem arbeitsreichen Jahr. Zusätzlich zum Anziehen der Geschäftstätigkeit, die bereits eingesetzt hat, bauen wir eine neue Produktionseinheit in Changzhou, deren Einweihung für 2022 geplant ist.

Darüber hinaus hat Haulotte bereits die elektrische Gelenkarbeitsbühne SIGMA 16 auf den Markt gebracht, die nun HA15 IP ersetzt, und für Ende des Jahres ist eine Low-Access-Reihe geplant.

Und schließlich erhält unser globales Produkt-/Dienstleistungsangebot Verstärkung durch unsere Telematiklösung SHERPAL für das Fleet Management . Dazu gehört auch unser umfassendes Dienstleistungsangebot, das unter myhaulotte.com zusammengefasst und zugänglich ist.

Im Fazit könnte man sagen, dass die Jahre 2021 und 2022 für Haulotte ein Wendepunkt in der Art und Weise sein werden, wie das Unternehmen an die Märkte und die Anforderungen seiner Kunden herangeht: Immer noch aufmerksamer, flexibler, reaktionsfähiger und innovativer – was unser Motto Let‘s Dare Together! so treffend ausdrückt.

A lire aussi

BETRIEBLICHE EXZELLENZ

REPORT,TRANSFORMATIONSSTANDORTE Im Rahmen des vor kurzem eingeführten Programms Yello sind alle Mitarbeiter aufgefordert, Initiativen, die sie für relevant halten, zu...

lire la suite